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09.12.20E-Sport

„Wir geben nie auf!“ – loWel von Team Heretics über den Sieg bei VALORANT First Strike: Europa

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Dieses Ergebnis hatten nur wenige erwartet: Team Heretics ist der Sieger des allerersten von Riot veranstalteten VALORANT-Turniers First Strike: Europa. Es gelang dem spanischen Team nicht nur, die renommierten Organisationen Team Liquid und G2 Esports auszuschalten, auch der freie Shootingstar SUMN FC musste nach mehreren packenden Matches seine Niederlage eingestehen. Damit sind die Heretics jetzt die besten der Besten im europäischen E-Sport von VALORANT.

„Das ist ein fantastisches Gefühl“, meint der Heretics-Kapitän, Christian „loWel“ Garcia Antoran, als wir ihn nach dem Turnier abpassen.

„Nur Žygimantas „nukkye“ Chmieliauskas und ich hatten Erfahrungen mit so einem Turnier, bei dem man unter Druck spielen muss. Dustyn „niesoW“ Durnas, Auni „AvovA“ Chahade und Melih „pAura“ Karaduran kannten solche Spiele nicht, wie beispielsweise gegen G2 auf Split. Und den Druck dahinter erst recht nicht.

„Und doch sind wir jetzt die Champions, und ich bin in jeder Hinsicht sehr stolz auf unser gesamtes Team.“


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Team Heretics gibt es noch nicht so lange. Es wurde erst im Oktober 2020 gegründet und hatte vor First Strike: Europa erst an zwei anderen Turnieren teilgenommen. Für loWel war diese Erfahrung auch eine gute Gelegenheit, den Teamgeist zu verbessern, sich aufeinander einzuspielen und den Stil zu verbessern, was den Titelgewinn umso beeindruckender macht, schließlich geht man davon aus, dass so etwas vor einem Turnier passiert.

„Dieses Turnier sollte meinen Teamkollegen und mir einfach Erfahrung bringen und unsere Synergien entwickeln“, fügt er hinzu. „Jetzt sind wir die Sieger. Darauf können wir aufbauen, und ich freue mich, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“



Ruhe bewahren

Bei einem so jungen Team könnte man meinen, dass es sich an etablierten Organisationen wie G2 und Team Liquid die Zähne ausbeißen würde. Aber loWel stellt klar, dass sich das Team deswegen nicht genötigt sah, 110 % geben zu müssen.

„Es war die gleiche Botschaft wie immer. Sie hatte dasselbe Gewicht: Wenn wir sie vernichten können, tun wir das auch“, verrät er uns. „Das war unsere Einstellung bei jedem Team: bei Liquid, G2 und SUMN.“ Es ist völlig egal, gegen wen wir spielen, wir müssen diese Einstellung einfach immer nur beibehalten.“

Das heißt aber natürlich nicht, dass für das Team immer alles glatt lief. Zum Beispiel hatte loWel im Finale selbst Probleme damit, sich an die neueste Karte Icebox zu gewöhnen, die erst in der Hauptveranstaltung für First Strike: Europa eingeführt wurde. Team Heretics und loWel geben zu, dass sie nur einmal in diesen drei Wochen auf der Karte geübt hatten.

„Am Anfang musste ich verteidigen und die Jungs erst mal fragen, wo ich denn überhaupt hingehen soll“, lacht er. „Aber mit den anderen Karten sind wir richtig gut zurechtgekommen.“

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Erst stürmte das Team auf Ascent aus dem Tor und gewann mit schwindelerregenden 13:1, musste sich auf Icebox jedoch gegen SUMN FC geschlagen geben, um sich anschließend auf seiner Lieblingskarte Haven zu revanchieren, die Team Liquid und G2 für ihre Turnierreihe hatten sperren lassen. Selbst hier war es loWel wichtiger, den Kampfgeist des Teams zu stärken, als sich auf ideale Karten zu konzentrieren.

„Auch wenn wir verlieren, müssen wir uns helfen und miteinander kommunizieren, damit wir den Mut nicht verlieren und das nächste Spiel gewinnen“, rekapituliert er die Ansprache an sein Team. „Wenn ihr auf dieser Karte gewinnen könnt, ist das perfekt, aber wenn wir verlieren, spielt das keine Rolle. Wir müssen unsere Einstellung im Laufe dieser Spiele verbessern.“


Unter Druck

Diese Denkweise hat dem Team sicherlich gegen G2 geholfen, denn diese weltbekannte Organisation hatte sich mit ihrem Kader schon im E-Sport von VALORANT bewiesen. loWel gibt zu, dass das Spiel gegen G2 stressig war, weil sein Team nicht viel Turniererfahrung hat, und es ihm im Gegensatz zu G2 an bestimmten Grundkenntnissen fehlte. Dass er G2 in First Strike: Europa schlagen konnte, hat seine Zuversicht gestärkt.

„Wenn wir sie jetzt ohne diese Grundkenntnisse schon schlagen können, dann stell dir mal vor, was für uns noch alles möglich ist, wenn wir mehr Turniere gespielt haben“, sagt er. „G2 wird sich nach diesem Turnier noch weiter verbessern, und das wird sicherlich schwer, aber ich glaube, wir können dieses Team erneut schlagen.“

loWel machte sein Amt am meisten zu schaffen, was den Druck anging, der auf ihm lastete: Er musste nicht nur dafür sorgen, dass seine Teamkollegen den Kopf nicht hängen ließen, sondern von einer Sekunde auf die andere auch die richtigen Spielentscheidungen treffen.

„Wenn ich keine Ansagen mache, ist mein Team verloren“, verrät er uns. „Diesen Druck habe ich gespürt, klar, aber für mich war das perfekt. Ich habe ganz ruhig gespielt. Ich habe mich einfach nur auf meine Rolle konzentriert und nicht darauf, was die Leute bei einer Niederlage über uns sagen würden. Mir waren nur drei Dinge wichtig: mein Team, meine Teamkollegen und meine Einstellung.“

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Auf Karte 4 (Bind) spitzte sich das Turnier auf atemberaubende Weise zu. Als es 11:11 hieß, stand sowohl für SUMN FC als auch für das Team Heretics alles auf dem Spiel, und der Ausgang war völlig offen. loWel erinnert daran, dass sein Teamkollege pAura den Gesamtsieg ermöglichte: Seine Kommunikation bereitete den Weg für den Endstand von 13:11.

„Für mich ist jeder einzelne im Team der MVP, aber wie pAura mit uns kommuniziert und dann die Ansagen gemacht hat, war der absolute Wahnsinn“, sagt loWel. „Beim Stand 11:11 auf Bind führte uns pAura mit seiner Strategie durch die letzten beiden Runden. Seine Ansagen brachten uns den Sieg.“

loWel kann sich jetzt zwar einen großen Turniersieg auf die Fahne schreiben, aber dieses Weihnachten fällt für ihn wie für uns alle wesentlich kleiner aus als sonst: Er wird mit seinen Eltern feiern und mit Freunden chillen. Die Pandemie schiebt geselligen Runden momentan einen Riegel vor, doch loWel hofft, dass er bald wieder Zeit mit seinen Teamkollegen verbringen kann.

„Ich bin in jeder Hinsicht sehr stolz auf meine Teamkollegen“, sagt er. „Sie haben ihr Bestes gegeben, sich gegenseitig geholfen und Ansagen gemacht. Wenn wir beispielsweise 2:9 hinten liegen, können wir trotzdem gewinnen. Auf geht‘s, Leute, ist doch egal, ob wir verlieren. Wir geben nie auf. Ich bin sehr stolz auf mein Team.“

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